5. Dezember 2015 - Aktuelles aus Trogir
Kroatien hat immer noch keine Regierung! Nach der Parlamentswahl im Oktober hat es keine Partei geschafft, eine regierungsfähige Mehrheit zu bilden. So sind die zwei großen Parteien, der konservative HDZ und die sozialdemokratische SDP, auf kleine Parteien angewiesen, und da gibt es viele. Der wichtigste potentielle Koalitionspartner für beiden großen Parteien ist die erst 2012 gegründete „MOST nezavisnih listi“, die sich in den Koalitionsverhandlungen als nicht einfacher Gesprächspartner erwies. Der Vorsitzende dieser Partei ist Dr. Božo Petrov, der vieles in der jetzigen politischen Landschaft Kroatiens verändern will. Wichtigstes Ziel in den Koalitionsgesprächen ist der MOST die Bildung von genau festgelegten „Wirtschaftsgürteln“. Nur so – nach Meinung von MOST – kann man die kroatischen Schätze, wie zum Beispiel die kroatische Küste, weiter in nationaler Hand behalten.
Der November hat in Trogir, wie in vielen katholisch geprägten Ländern, mit Allerheiligen angefangen. Jede Familie gedenkt der Verstorbenen und schmückt die Gräber. Dass so ein Tag nicht nur eine Privatangelegenheit ist, erfuhren die Angehörigen des verstorbenen Trogirer Sängers Vinko Coce. Viele Trogirer, die diesen Sänger liebten und verehrten, machten sich ebenso auf den Weg zu dessen Ruhestätte, wie auch einige Vorstandsmitglieder des Partnerschaftsvereins mit Bürgermeister Georg Reitsberger während ihres Aufenthaltes in Trogir Mitte November.
Die Schnellstraße von Trogir nach Split soll im kommenden Jahr fertiggestellt werden. Diese vielbefahrene Straße ist gerade in den Sommermonaten völlig überlastet. So erhofft man sich durch die mehrspurige Straße den zahlreichen Staus zu entkommen. Der Bau gestaltete sich aufgrund zahlreicher Schwarzbauten insbesondere im Bereich Kaštela als sehr mühsam.
Dass viele Häuser in Trogir unter Denkmalschutz stehen, war uns schon immer klar. Dass sich aber auch eines der ältesten kroatischen Häuser in Trogir befindet, wussten wir nicht. Es handelt sich um ein zweistöckiges Haus gegenüber der Kirche St. Petar in der Altstadt. Das Haus ist im 9. Jahrhundert erbaut worden, was laut Experten sowohl an der Steinart als auch an der „Trifora“ zu erkennen ist. „Trifora“ ist eine Bauart von Fenstern, die gerne im romanischen und gotischen Baustil benutzt wurde. Lange senkrechte Fenster, die durch Säulen in drei Teile geteilt werden, oft mit arkadenartigen Verzierungen. Die Hausbesitzerin Nana Novak, deren Familie schon in dritter Generation in dem Haus wohnt, hat gemeinsam mit Denkmalschutzexperten das Haus sorgfältig restauriert. Die Renovierung kostete die Besitzerin etwa 1 Million Kuna. Als Subvention gab es 110 000 Kuna vom Staat. Frau Novak ist stolz darauf, dass sie und ihre Familie dieses Haus, das zeitgenössischen Wohnkomfort und Erhalt des Kulturerbes vereint, bewohnen darf.
Zur Zeit würden wir uns in Vaterstetten, wo ein architektonisches Juwel vor sich hingammelt und nicht einmal ein vernünftiges „Dach über dem Kopf“ hat, eine ähnliche Einstellung wie die von Frau Novak wünschen!
Branka Schröder