4. April 2022 - Aktuelles aus Trogir

Den ersten Satz dieses Berichtes mit dem Wort „Krieg“ zu beginnen ist nicht geschickt, aber ehrlich, denken und reden wir zurzeit über etwas anderes als über diesen verheerenden und zerstörerischen Krieg und dessen Folgen? Kaum.
In Kroatien befinden sich gerade etwas mehr als 10.000 ukrainische Bürger, die aus ihrem Land geflohen sind. Von denen haben bislang 47 % Asyl beantragt. 87 % sind in privaten Unterkünften untergebracht.
Die Stadt Trogir hat im März aufgerufen, sich im Rathaus zu melden, wenn man über eine freie Unterkunft verfügt. In der Grundschule in Okrug auf der Insel Čiovo besuchen drei ukrainische Kinder den Unterricht. Die engagierte Lehrerin Bruna Dadić sagte, dass die Kommunikation mit den Kindern wegen sprachlicher Barrieren erschwert ist, aber mit Hilfe des Internets und google translate bekommen sie den Unterricht irgendwie gemeistert. Ein anderer Fall in Trogir zeigt, wie viele Menschen helfen wollen. Der Friseursalon „Kiki“ und ihre Besitzerin Kristina Mlačić habe ohne zu zögern eine ukrainische Friseurin eingestellt.

Im März hat die Freiwillige Feuerwehr Trogir ihre Mitgliederversammlung abgehalten. Deren Vorsitzender Toni Barada hat einen Jahresbericht vorgelegt. Laut Barada hatte die Feuerwehr immer gut zu tun. Die meisten Einsätze gab es draußen, wo immer wieder Wald- und Grasbrände zu löschen waren. Außerdem ist die Feuerwehr verpflichtet, in Fällen von großen Bränden auch in anderen Städten und Ortschaften zu helfen, was auch sehr oft vorgekommen ist. Arbeit und Ausbildung des Nachwuchses ist eine wichtige Säule, so sind im vergangenen Jahr viele Übungsstunden abgehalten worden. Allerdings fehlt noch vieles an Ausrüstung. Ein weiteres Feuerwehrauto zu bekommen wäre sehr wichtig, dies wurde dem Rathaus auch schon mitgeteilt. Barada betonte, dass die Menschen, die sich in der Feuerwehr engagieren, als sehr wichtiger Teil der Zivilgesellschaft wahrgenommen werden. „Uns sind unsere Mitglieder sehr wichtig, sie erhalten als Anerkennung immer wieder Geschenke“, sagt Toni.

Ursa Ljuban braucht man an dieser Stelle nicht groß vorstellen. Wir alle erinnern uns immer gerne an die begabte und freundliche Organistin und Klavierlehrerin, die schon mit der Musikschule und ihrem Trio LUR bei uns zu Gast war. Ursa wäre nicht Ursa, wenn sie nicht immer wieder neue Projekte und Aktionen in der Musikschule Trogir anschubsen und selbst organisieren würde. Ende März hat sie für interessierte Schüler eine Präsentation über das Instrument Orgel gehalten. Mit einer Powerpoint Präsentation hat sie kindgerecht ihren Schülern erklärt, wie dieses komplexe Instrument funktioniert. Um der Theorie etwas entgegenzusetzen, ist sie im Anschluss mit den Kindern in die Kathedrale gegangen, wo sich alle an der Orgel versuchen konnten. Laut Ljuban sind solche Aktionen sehr wichtig, um Kinder auf das Instrument aufmerksam zu machen und den Orgelkader zu stärken, auch für die Zukunft. Zudem erwähnte sie, dass es eine Ausbildung an der Orgel speziell für Kirchenmusik nicht gibt.

Einer, der Trogir immer im Blick hatte und alles über die Stadt wusste, einer, der penibel die Chronologie der Stadt Trogir geführt hat, Dr. Fedor Santinella, ist im März im 90sten Lebensjahr gestorben. Der ausgebildete Arzt hat nicht nur viele Menschen und deren Nöte behandelt, sondern auch viele Bücher über Trogir und seine Vergangenheit geschrieben. Einer seiner bekannten Sätze war: „Wenn Sie sich an nichts erinnern können, ist es, wie wenn es nie passiert ist.“ In der Situation, in der sich Europa gerade befindet, frage ich mich, an was werden wir uns in der Zukunft erinnern? Oder ist es vielleicht besser, einfach nicht daran zu denken? Zumindest einen Augenblick lang…

Branka Schröder