Familientreffen in Trogir
„Wir sind nicht nur Partner und Freunde – wir sind eine große Familie“ – treffender hätte Trogirs neuer Bürgermeister Ante Stipčić den aktuellen Stand der Partnerschaft seiner Stadt mit Vaterstetten nicht charakterisieren können. Nach vier Jahren Städteehe ist zwischen den Bürgern beider Kommunen tatsächlich eine sehr enge Beziehung entstanden. Zahlreiche Vaterstettener haben in ihrer kroatischen Partnerstadt inzwischen ihre Stammgastgeber gefunden und so war die Wiedersehensfreude beim Besuch an der Adria groß.

Der im letzten Jahr neu gegründete Partnerschaftsverein in Trogir hatte für die Gäste aus Bayern mit viel Liebe ein attraktives Programm zusammengestellt. Nach einer Besichtigung der zum UNESCO-Weltkulturerbe gehörenden Nachbarstadt Split ging es zum Baden und ausgiebigem Essen auf die Insel Okrug. Einem Abstecher in das malerische Städtchen Primošten folgte eine Mahlzeit in einem beeindruckenden Höhlenrestaurant.

Höhepunkt des Besichtigungsprogrammes war jedoch eine Führung durch die Werft in Trogir. Einst waren beim Hauptarbeitgeber der Stadt über 2000 Arbeiter beschäftigt. Heute sind nur noch ein paar hundert damit beschäftigt, einen Teil des Geländes zu demontieren, da die Werft bedingt durch die Krise im Schiffbau privatisiert und umstrukturiert wird. Seit zwei Jahren wird dort eine Bohrplattform überholt, der die Trogirani den Spitznamen „Eiffelturm“ verpaßt haben, da sie die Stadt schon von weitem sichtbar überragt. Wenn dieses Projekt in Kürze abgeschlossen ist, wird es ruhig werden in der Werft, denn größere Aufträge sind derzeit nicht in Sicht.

Von Krisen lassen sich die immer gut gelaunten Kroaten aber das Leben nicht vermiesen. Das bestätigte sich bei den zahlreichen Musikveranstaltungen, die den Aufenthalt der Vaterstettener umrahmten. Zunächst hatte man das Abschlußkonzert des Trogirer Kultursommers zu Ehren der Gäste aus Bayern extra eine Woche später angesetzt. Auf Wunsch von Bürgermeister Stipčić spielten zum Finale das Hackbrett-Trio der Vaterstettener Musikschule und die Stadtkapelle Grafing auf der Piazza vor dem Rathaus.

„Hvala Trogir – Danke Trogir“ war ein Konzert von Vaterstettener und Trogirer Musikschülern betitelt. Es war den Gastgebern und der Stadt zum Dank für die Gastfreundschaft gewidmet. Dazu war auch Vaterstettens Bürgermeister Martin Wagner angereist. Besonders viel Applaus bekamen die drei Hackbrettspielerinnen Christiane Kraus, Ricarda Schuster und Alicia Baier, die Bill Haleys „Rock around the clock“ auf dem dafür eher ungewohnten Volksmusikinstrument zum Besten gaben.

Ein weiteres Konzert bescherte die Stadtkapelle Grafing den Bürgern Trogirs. Die Musiker aus der Bärenstadt sind inzwischen gern gesehene Stammgäste und werden Jahr für Jahr für ihr abwechslungsreiches Programm aus Klassik, Pop, bayerischer und kroatischer Musik gefeiert. Beeindruckend war auch in diesem Jahr das Finale mit Europa- und Bayernhymne und der kroatischen Nationalhymne als Höhepunkt.

Beim traditionellen Partnerschaftsabend hielt sich Vaterstettens Bürgermeister Martin Wagner sehr im Hintergrund, als das erste Bierfaß in Position gebracht wurde. Sein Mißgeschick beim Volksfest mag ihm da in den Sinn gekommen sein, als er sah, wie sich sein Amtskollege Ante Stipčić bei seiner Premiere im Anzapfen anstellte. Abgesehen davon, daß das Faß sich aufgrund eines technischen Mangels etwas zur Wehr setzte, hatte Stipčić den Dreh relativ schnell heraus und eröffnete den Festabend ohne größere Bierspritzer. Bei kroatischen Spezialitäten wurde bis spät in die Nacht gefeiert.

Den Abschluß der zahlreichen Veranstaltungen bildete erneut eine musikalische Veranstaltung. Drei Klapas hatten „Lieder für Vaterstetten“ im Programm. Der Klapagesang hat in Trogir eine große Tradition. Meist sind es Männer, die ohne Begleitung von Instrumenten Lieder vom Meer und der Liebe vortragen. Inzwischen sind auch Mandoline und Gitarre hinzugekommen und sogar die Frauen gründen ihre eigenen Gruppen. Genau diesen Querschnitt präsentierte der auch in Vaterstetten bestens bekannte Sänger Jakov Koščina den Gästen. Natürlich durfte beim großen Finale die Hymne der Partnerschaft „Dalmacijo-sve ti cvitalo“, intoniert von allen Besuchern nicht fehlen.

Nach einem freien Tag, der zumeist mit Baden und Essen in den Familien verbracht wurde, hieß es nach einer Woche wieder Abschied nehmen von Trogir. Das traditionelle gemeinsame Frühstück beendete ein Familientreffen der besonderen Art. Selbst Bürgermeister Stipčić war bei seiner Schlußansprache etwas ergriffen. Er hatte seine Gäste sogar so sehr ins Herz geschlossen, daß er den bereits abgefahren Bus noch einmal halten ließ, um auf Deutsch „Auf Wiedersehen Vaterstetten“ zu sagen.

Hier präsentieren wir Ihnen zwei Videos vom Konzert "Hvala Trogir":

Die Bildergalerien zur Reise finden Sie [hier] und [dort].