Schüleraustausch mit Trogir 2013 von Julia Schneebauer (Schülerin),
Wolfgang Pink und Regine Lechner (betreuende Lehrer)

Wenn man 23 Schülerinnen und Schüler fast gewaltsam in den wartenden Reisebus schieben und gleichzeitig Papiertaschentücher austeilen muss – dann kann man wohl sagen, dass der Abschied schwerfällt. Abschied wovon?

Rund eine Woche lang, vom 20.09. bis zum 27.09.2013, hatten sich die Schülerinnen und Schüler aus verschiedenen Klassen der 9. Jahrgangsstufe des Humboldt-Gymnasiums, natürlich von zwei Lehrkräften begleitet, auf eine spannende Austauschfahrt begeben; spannend deshalb, weil es sich gewissermaßen um eine Pionierfahrt handelte. Austauschmaßnahmen mit Nordirland, Frankreich und Italien haben seit Jahren einen festen Platz im Jahresplan des Humboldt-Gymnasiums Vaterstetten, aber diesmal ging es erstmals nach Kroatien, was auch für die Kolleginnen und Kollegen vor Ort eine Neuheit darstellte. Nach einem eintägigen Schulbesuch von Schülerinnen und Schülern aus Trogir am Vaterstettener Gymnasium im April hatte man sich für diesen Austausch ausgesprochen, und ein halbes Jahr später war es schon soweit, und der Plan konnte in die Tat umgesetzt werden. Die Spannung auf die neue Schulpartnerschaft war groß, als die Fahrt losging, und die zwölfstündige Busfahrt verging schneller als gedacht, da alle bei bester Laune waren. Schon der erste Blick auf die Lichter von Trogir am Abend von der Anhöhe hinab rief einen großartigen Eindruck hervor. Die Schülerinnen und Schüler wurden sehr freundlich in Empfang genommen und anschließend zu einem Abendessen in der Berufsschule eingeladen, das eigens von Berufsschülern gekocht wurde. Danach wurden alle den Gastfamilien zugeteilt. Schließlich war jeder froh, bei den Familien zuhause ins Bett zu kommen.

Am Samstag war jeder auf den Ausflug mit dem Schiff gespannt. Bei strahlendem Sonnenschein und blauem Himmel ging die Fahrt zur Insel Čiovo. Auf dem Schiff genoss jeder die malerischen Ansichten der kleinen und großen Inseln, die der dalmatinischen Küste vorgelagert sind sowie auf die kalkigen Bergketten an der Küste. Insbesondere der spätsommerliche Sonnenschein trug zur guten Stimmung bei, der sogar noch ein kurzes Bad in einer kleinen Bucht erlaubte. Wieder in Trogir, stand entweder ein Besuch in der malerischen Altstadt oder ein gemeinsames Abendessen in der Gastfamilie auf dem Programm.

Etwas weniger gemütlich gestaltete sich der Sonntag mit einer recht anstrengenden Wanderung zum Berg Kozjak. Nicht immer ließ sich der Weg zwischen Macciebüschen und verkarsteten Oberflächen ohne Weiteres finden, doch gelangte die Wandergruppe schließlich doch unbeschadet zum Ziel, einer Wanderhütte, wo auch alle zünftig verpflegt wurden. Durchaus nachdenklich machte aber auch das Mahnmal auf dem Berggipfel, das an die zahlreichen Toten aus dem Balkankrieg erinnert, der noch gar nicht lange zurückliegt. Mit dem Bus ging es dann wieder zurück nach Trogir bzw. in die Gastfamilien.

Der Montag war ganz dem Austausch mit dem Gymnasium bzw. der angegliederten Berufsschule in Trogir gewidmet. Nach einer sehr herzlichen und ausführlichen Begrüßung, bei der auch u.a. ein bayerischer Löwe nebst weiteren Informationen an den Schulleiter überreicht wurden, hatten die Schüler Gelegenheit, den Unterricht zu besuchen und mit dem eigenen zu vergleichen. Unterdessen nutzten die Lehrkräfte die Gelegenheit, sich ausführlich mit der Schulleitung und einigen Kollegen über schulische Angelegenheiten auszutauschen. Was die Vaterstettener Abordnung besonders beeindruckte, war die Feststellung, dass (bei über 400 Schülern) dem Gymnasium hier nur acht Unterrichtsräume zur Verfügung stehen und der Unterricht deshalb im „Schichtdienst“ gehalten werden muss. Nach einem Crashkurs in Kroatisch und einem wunderbaren Mittagessen in der Berufsschule machte man sich auf, um in der überaus pittoresken Altstadt den „Kairos“ zu suchen, den Gott des flüchtigen Augenblicks. Mit Hinweiszetteln liefen die Schülerinnen und Schüler durch Trogir, um zu gewinnen, wobei die Jungs etwas schneller waren. Nach einem Besuch im Rathaus und einer Gesprächsrunde mit dem zweiten Bürgermeister ging es wieder nach Draußen. Zum Abschluss hatten die Schüler des kroatischen Gymnasiums noch eine Führung mit zahlreichen Details zur Geschichte und Architektur durch Trogir vorbereitet, so dass alle die Altstadt gründlich kennenlernen konnten und sicher noch lange brauchten, um all die Eindrücke verarbeiten zu können.

Am Dienstag brachte der Bus die kleine Reisegesellschaft zu einem Ausflugsboot, das diese zu den Krka-Wasserfällen und Nationalpark brachte. Hier konnte man imposante Wasserfälle in einer malerischen Landschaft bestaunen, was die beeindruckten Betrachter auch ausgiebig taten. Als Kontrastprogramm ging es anschließend wieder in den städtischen Raum, diesmal nach Šibenik. Hier konnten alle die Stadt nach einer kurzen Führung auf eigene Faust erkunden und die zahlreichen, wie gemalt wirkenden Aspekte, genießen.

Der Mittwoch war weiteren Besichtigungen gewidmet: In Salona gab es unter fachkundiger Führung römische Relikte und sogar ein – natürlich nicht mehr vollständiges – Amphitheater zu betrachten. Erstaunt erfuhr die Gruppe, dass dieser Ort in der Antike sehr bedeutsam gewesen war. Allerdings machte hier die für Mitteleuropäer zu dieser Jahreszeit ungewohnte Hitze doch so zu schaffen, dass die Besichtigung verkürzt werden musste und man sich ins kühlere Split begab. Auch diese Stadt konnte mit ihren engen Gässchen, dem antiken Flair und der anregenden Hafenpromenade beeindrucken. Und auch dieser Tag war eigentlich wieder viel zu kurz...

Der Donnerstag begann mit einer etwas längeren Busfahrt, die aber wunderschöne Blicke auf die Küstenlandschaft bot und daher sehr kurzweilig war. Am Zielort, Brela, standen diesmal Kajaks bereit, die nach einer kurzen Einweisung von den Schülerinnen und Schülern begeistert geentert wurden. Ziel war eine Bucht, die nur vom Meer her erreichbar ist, in der marine Karstquellen für eine unglaublich blaue Färbung des Meerwassers sorgen. Dass die Kajakfahrt nicht ohne gegenseitiges Kapern und Kentern verlaufen konnte, kann man sich sicherlich gut vorstellen. Zweifellos hatten hier alle auch ihren Spaß. Wieder zurück in den Familien, musste bereits wieder gepackt werde – viel zu schnell waren die Tage in Trogir vorbeigerast, und der Abschied am Freitag Morgen fiel niemandem leicht.

Mir bleibt noch meinen lieben Kolleginnen und Kollegen Nicolina, Marija und Ibro herzlichst für das gelungene Programm zu danken, das sie für uns zusammengestellt und begleitet haben, obwohl sie in dieser Woche auch noch ihre übliche Arbeit zu erledigen hatte. Wirklich eindrucksvoll ist die unglaubliche Herzlichkeit und Gastfreundschaft, die unsere Schülerinnen und Schüler sowie wir Lehrkräfte, erfahren durften. Schon jetzt freuen wir uns auf den Gegenbesuch Anfang Mai 2014.