Vaterstetten zu Gast bei Freunden
Wenn Vaterstettener Gemeindebürger in ihre kroatische Partnerstadt Trogir reisen, dann fühlen sie sich inzwischen dort wie zu Hause. Schon nach knapp drei Jahren “Städteehe“ gibt es viele Freundschaften zwischen den Einwohnern beider Kommunen. Dies macht sich schon an der Quartierverteilung bemerkbar, die Jahr für Jahr schneller und einfacher vonstatten geht, da viele Besucher von ihren Gastgebern schon gespannt erwartet werden. So war es auch diesmal, als Trogirs Organisationschef Dean Bilić die Vaterstettener Delegation mit einem fürstlichen Begrüßungsbankett willkommen hieß.

Das Besuchsprogramm war von den kroatischen Freunden abwechslungsreich gestaltet. Schon am ersten Tag ging es mit dem Schiff hinaus auf die Insel Hvar, wo die Besichtigung der zum UNESCO-Weltkulturerbe stehenden Stadt Starigrad für erste Einblicke in die Geschichte und Kultur Dalmatiens sorgte. Bemerkenswert war, daß es in der ganzen Stadt trotz Hanglage nur ganze zwei Stufen gibt. Was damals schlicht durchdacht war, würde man heute wohl als „barrierefrei“ modern umschreiben. Nach einer Fahrt durch die Weinlagen der Insel traf man sich zur Einkehr im bedeutensten Weingut Kroatiens und genoß neben exzellenten Weinen auch Schinken und Käse aus heimischer Produktion. Ein weiterer Schiffsausflug führte zur Insel Šolta. Hier stand in erster Linie das Badevergnügen im herrlich klaren Wasser der Adria im Vordergrund.

Für besondere Aufmerksamkeit sorgte die mitgereiste Grafinger Stadtkapelle, die nicht nur im Hafen der Insel sondern insbesondere beim Einlaufen in Trogir mit ihrer Musik begeisterte. Eine bayerische Blaskapelle auf einem Adriadampfer ist sicherlich nicht alltäglich.

Der dritte und letzte Ausflug war quasi ein Landgang. Die Höhlen von Dugopolje bei Split waren das Ziel. Viele Stufen ging es hinab in den Berg, wo unzählige beeindruckende Gesteinsformationen auf die Besucher warteten. Die Akustik der Höhle wurde mit der Partnerschaftshymne „Dalmacijo – sve ti cvitalo“ eindrucksvoll getestet. Als Belohnung für die Mühen wartete nach dem Höhlengang ein vorzüglich zubereiteter Lammbraten auf die Gäste.

Inzwischen gehören ein Partnerschaftsabend und eine Konzertveranstaltung zum festen Rahmenprogramm der kroatisch-bayerischen Freundschaftsbesuche. Beim Abend der Gäste und Gastgeber wurde vor den Mauern der Festung Kamerlengo viel erzählt, gelacht und bis spät in die Nacht gesungen. Neben den einheimischen Trogirski Kanti sorgte die Stadtkapelle Grafing für die musikalische Unterhaltung. Die Vorzeigemusiker der Bärenstadt waren für die anderweitig verpflichteten Ammerthaler eingesprungen. Vaterstettens Blaskapelle stand aufgrund anderweitiger Verpflichtungen sowohl für die Veranstaltungen in Allauch, als auch in Trogir nicht zur Verfügung. Bei der Lebendigkeit dieser beiden Städtefreundschaften wird sich Vaterstetten auch künftig die eine oder andere auswärtige Leihgabe holen müssen, um bei allen Partnerschaftsveranstaltungen musikalisch präsent zu sein.

Trogirs Bürgermeister Damir Rilje zapfte beim Freundschaftsabend zusammen mit Vaterstettens Rathauschef das erste Faß des mitgebrachten Freibiers an und eröffnete mit einem nahezu akzentfreien „Ozapft is“ und dem anschließenden „Prosit der Gemütlichkeit“ das vorgezogene Oktoberfest in Trogir.

Für ein wahres Highlight im umfangreichen Kulturprogramm des Trogirer Sommers sorgten die Grafinger Musiker mit ihrem Standkonzert im Zentrum der Altstadt. Vor der Kathedrale Sveti Lovro präsentieren sie zusammen mit den Schuhplattlern der Neufarner Trachtenjugend bayerisches Kulturgut par excellence. Neben der Sternpolka, bei der viele der zahlreichen Konzertbesucher nicht um das Mittanzen herumkamen, ernteten die Einlagen mit kroatischen Liedern großen Applaus bei der Trogirer Bevölkerung. Das kurzweilige und sehr abwechslungsreiche Konzert war schneller zu Ende, als den Zuhörern lieb war und so mußte die Stadtkapelle Überstunden leisten: Sechs Zugaben wurden vom begeisterten Publikum eingefordert.

Eine besondere Überraschung hatte das Stadtmuseum Trogir für die Vaterstettener Delegation parat: In Anwesenheit beider Bürgermeister wurde die Ausstellung „Fahrrad und Schiff – zwei Freunde“ eröffnet. Sie würdigte in bezaubernder Weise die beeindruckende Freundschaft der Bürger der beiden Kommunen. Robert Niedergesäß zeigte sich beeindruckt: „Normalerweise macht man vielleicht zum 10jährigen Jubiläum eine solche Ausstellung, wir haben das schon nach knapp drei Jahren“. Goranka Tomaš hatte die Exponate, wie eine Milchkanne vom Vaterstettener Flohmarkt oder den Originalball vom Freundschaftsspiel zwischen Kroaten und Bayern beim ersten Besuch in Trogir, mit viel Liebe zusammengestellt. Inspiriert wurde sie bei ihrem Besuch im Mai, als sie in Vaterstetten von der Gastfreundschaft und dem Zusammenhalt der Gastgeber beeindruckt war.

Nach einer wie im Fluge vergangenen Besuchswoche fiel vielen der Abschied sehr schwer. „Vidimo se u Vaterstetten“ - wir sehen uns in Vaterstetten – war ein herzliches Versprechen zum Abschied ehe sich die Türen des Busses für die 911 Kilometer lange Rückfahrt schlossen. Schon Ende November erwartet man wieder Gäste aus Trogir zum Christkindlmarkt und dann gibt es sicher wieder viel zu Erzählen. (Fotos: Elvira Stanka)

Bilder zur Trogir-Reise 2011 von Elvira Stanka, Alicia und Michael Baier [Bildergalerie]